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Chronik des Landes Dithmarschen (Auszug)

von J. Hanssen und H. Wolf aus dem Jahre 1833

Fünfter Abschnitt - Merkwürdige Naturereignisse

 

§. 6. Merkwürdigkeiten verschiedener Art.

Die Alten vaterländischen Geschichtsschreiber erzählen uns der merkwürdigen,  ja wunderbaren Geschichten, so viele, das ein eignes Buch dazu gehören würde, wenn wir selbige mit aller Umständlichkeit eines Chronisten wieder abschreiben wollten. Sie erzählen von 3 und mehreren Sonnen, die man verschiedentlich am Himmel gesehen; - von einem, besonders zu Burg, am 23. Juny 1582 verspürten Erdbeben - von großen Wolfsjagden, die 1521, 1638 ganze Kirchspiele hätten anstellen müssem  - von weißen Hühner, die hernach schwarz, und von schwarzen, die hernach weiß geworden - von einen 1591 bei Büsum gefangenen Aal, der 7 Fuß lang gewesen- and ohne die Eingeweide 35 Pfund gewogen; — von einem 1598 gefallenen Honigthau, durch den das in der Blüthe stehende Korn seine Kraft verloren habe und verwelkt sey; - von einein Blitz, Donnerstag vor Jacobi 1598 der in der Nordermühle zu Meldorf die Säcke verbrannt, die Walzen gespalten, und den Müller, jedoch unbeschädigt, aus der Mühle geworfen habe; - von einem in demselben Jahre im Wesselburener Diekhusen gebornen Füllen, das wie ein Hund gebellt, welches man für ein Gotteszeichen angesehen, da der

Hauswirth sich unbillig gegen die Armen bewiesen und gesagt habe: er wolle Hunde auf die Hofstättee legen, so groß als ein Füllen; — von Meerweibern, die man zu verschiedenen Zeiten gesehen haben wollte; - von einer 1618 zu Meldorf verbrannten Hexe, bei der man vorher die Wasserprobe angestellt; - von einer fremden Frau, die nach dem Tode ihres, wegen begangenen Diebstahl erhängten Mannes ihre Heimath verlassen, sich für eine Mannsperson ausgegeben, endlich zu Hennstedt häuslich sich niedergelassen, alle Mannsarbeiten verrichtet und zuletzt eine Witwe geheiratet hatte, und deshalb 1619 zu Lunden mit Feuer hingerichtet wurde; - von vielen Menschen, die in wenigen Augenblicken gesund und todt gewesen; - von Selbstmördern worunter namentlich des Kirchspielvogts Grote Johann Dirksen auf Büsum hinterlassene Witwe Telse, „die der Zauberei halber sehr berüchtigt war and große Anfechtungen  vom Satan gehabt" sich am 12. Januar 1590 die Kehle mit einer Schafscheere abstach; - von hoch bejahrten Menschen, vielen sehr fruchtbaren Ehen, und unzähligen dergleichen Dingen mehr. Von hoch bejahrten Menschen führen namentlich noch Folgendes an: 1591 starb der letzte, 48ger, Hans Nanne, über 100 Jahre alt; - 1600: Jürgen Halk in Brickeln, 110 Jahre alt, der die Fehde 1500 hatte denken können; - 1748: ein Mann in Wörden, 103 Jahre alt; - 1751: Die Wittwe Geesche Böschen im Armenhause zu Meldorf, 100 Jahre alt; - 1755: eine Wittwe im Kirchspiel Burg, die mit 2 Männern 72 Jahre in der Ehe gelebt; - 1761: Claus Schmidt in Burg, 103 Jahre

alt; - 1768; eine Wittwe, Gretje Offermann im Armenhause

zu Meldorf, 104 Jahre alt; - 1800: eine Wittwe zu Nordhastedt, 100 Jahre; - 1805: eine Wittwe in Marne, Gretje von der Meden, 100 Jahre und 3 Monate alt. Sie hatte noch alle ihre vordersten Zähne und konnte ohne Brille nicht nur die kleinste

Schrift lesen, sondern auch die feinsten Fäden in die Nähnadel bringen. Von ihren Nachkommen lebten bei ihrem Tode noch 42; - 1810: eine Frau in der Marner Gemeine, 102 Jahre und 2 Monate alt; - 1819: eine Wittwe im Kirchspiele Süder-

hastedt, 99 Jahre und 4 Monate alt. Beispiele sehr fruchtbarer Ehen sind diese: Hagen Wolderichs, Ehefrau Telse zu Lunden, die um die letzte Fehde gelebt, zählte an Kindern, Enkeln und Urenkeln 120. - Um 1597 gebar die Ehefrau eines Zimmermannes, Johann Winter zu Lunden, in 3 Jahren 7 Kinder, nemlich zweimal Zwillinge und einmal Drillinge. - So zeugten einige Jahre zuvor die Eheleute Johann Krusing und Grete, zu Süderdieck, in 3 Jahren 7 Kinder, nemlich dreimal Zwillinge und zuletzt 1 Kind. — Gleichwie Rikemanns Pawelß Claweß Ehefrau Telßen tho Dikhusen in Einem Jahre 5 Kinder, Drillinge und Zwillinge, gebar. - Claus Kulinghusen und Hans Hesse, die beide um 1598 zu Lunden „in vollem Flor“ gelebet, hatten jeder mit 2 Ehefrauen, ersterer 34 Kinder, als er 59 Jahre alt war, und letzterer 24 Kinder. - Dergleichen Merkwürdigkeiten führen die Chronisten uns viele an, wenn gleich die eben erzählten zu den auffallendsten Erscheinungen gehören. Van einer zahlreichen Nachkommenschaft hat übrigens

auch die neuere Zeit der Beispiele nicht wenige: 1727 starb zu Meldorf die Wittwe des dänischen Admirals Nicolaus Heldt, 87 Jahre alt, die zu 6 Kindern Mutter, zu 21 Großmutter, zu 16 Aeltermutter und zu Einem Kinde Urältermutter gewesen. -

1756 starb zu Ohlen, im Kirchspiel Brunsbüttel der Hausmann Dierk Schlichting, der 9 Kinder, 46 Enkel und 1 Urenkel gesehen. 1760 starben in Bargenstedt, Kirchspiel Meldorf Joh. Peters und seine Frau, die 61 Jahre mit einander in der Ehe

gelebt und 71 Nachkommen gezählt hatten. — 1767 starb eine Wittwe zu Brunsbüttel, die zu 7 Kindern Mutter, zu 53 Großmutter und zu l5 Urgroßmutter gewesen. - Eine in der Eddelacker Gemeine 1770 verstorbene Frau war zu 9 Kindern Mutter, zu 32 Großmutter und zu Einem Kinde Urgroßmuter gewesen;

gleichwie eine andere daselbst in eben dem Jahre verstorbene Frau 7 Kinder, 37 Kindeskinder und 11 Urenkel gesehen hatte. - 1788 starb zu Meldorf der Goldschmid Johann Schmidt, 91 Jahre alt, dessen Nachkommenschaft aus 11 Kindern, 25 Enkeln und 15 Urenkeln bestand. - 1796 starb eine Wittwe in der Eddelacker Gemeine, die 90 Nachkommen gezählt hatte, und 1808 eine Wittwe aus dem St. Mich. Donn von 88 Jahren, die zu 11 Kindern Mutter, zu 22 Großmutter und sogar zu 32 Aeltermutter gewesen war.

 

(Die Schreibweise wurde beibehalten.)

 

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